Süßkirschen wachsen zu majestätischen Bäumen heran und fruchten sowohl am jungen, als auch am alten Holz. Von Alters her wurde der Kirschbaum selten bis nie geschnitten, weil die Ansprüche an die Erntemenge und Fruchtqualität gering war. Heutzutage wünschen sich Hobbygärtner von ihrer Süßkirsche große, saftige Früchte in Hülle und Fülle. Den Wunsch erfüllt der Obstbaum gerne, wenn ihm ein regelmäßiger Schnitt zugute kommt. In dieser Anleitung erfahren Sie, wann und wie Sie einen Kirschbaum richtig schneiden. Auf geht’s!
Das Beitragsbild ist von Jonathan Mast – CC BY-NC-SA 2.0

Kurzfassung
Die Schnittart bestimmt, wann man einen Kirschbaum schneiden sollte: Sommerschnitt alle 4 Jahre nach der Ernte, Erziehungsschnitt im 1.-6. Jahr im Februar, Verjüngungsschnitt im Winter. Ziel des Sommerschnitts ist eine gründliche Auslichtung. Der Erziehungsschnitt baut eine optimale Krone mit 3-4 Leitästen auf. Bei einem Verjüngungsschnitt sollte man den alten Kirschbaum radikal schneiden, damit er wieder große Früchte trägt.

Kirschbaum schneiden wann?
Eine alte Bauernweisheit hat bis heute Gültigkeit: „Willst du einen Kirschbaum tragen sehen, schneide ihn im Sommer. Willst du deinen Kirschbaum wachsen sehen, schneide ihn im Winter.“ Folgende Tabelle umfasst alle wichtigen Schnittarten für die Süßkirsche mit Tipps für den besten Zeitpunkt. Ein Klick auf die Schnittart führt direkt dorthin.
Schnittart | Bester Zeitpunkt |
---|---|
Erziehungsschnitt | 1.-6. Jahr im Februar |
Sommerschnitt | Alle 3-4 Jahre nach der Ernte |
Verjüngungsschnitt | Im Winter |

Einen Kirschbaum können Sie unbesorgt nach der Ernte schneiden. Der Sommerschnitt geht konform mit dem Bundesnaturschutzgesetz. Darin ist in § 39, Absatz 5 nachzulesen, dass Pflegeschnitte während der Schonzeit erlaubt sind. Einen Kirschbaum Verjüngungsschnitt, gestattet der Gesetzgeber nur vom 1. Oktober bis 28. Februar.

Grüner-Daumen-Zwischenfrage: Kann man den Kirschbaum im Herbst schneiden?

Bild von Stefan Östmann
Kirschbaum schneiden – Sommerschnitt Anleitung
Das wertvollste Fruchtholz einer Süßkirsche sind einjährige Kurztriebe, die sich im jungen und alten Holz bilden. Diese Kurztriebe sind reich garniert mit Blütenknospen und werden auch Buketttriebe genannt. Damit ein Buketttrieb hält, was sein Name verspricht, sollte er möglichst viele Sonnenstunden genießen können. Aus diesem Grund verfolgt der Sommerschnitt am Kirschbaum zwei Ziele: 1. Beruhigung des starken Wachstums. 2. Auslichtung für eine lichtdurchflutete Baumkrone. So schneiden Sie einen Kirschbaum richtig:

Zeitraum: Die Süßkirsche alle 3 bis 4 Jahre nach der Ernte schneiden.






Auslichten: Ins Kroneninnere wachsende, sich kreuzende und reibende sowie alle abgestorbenen Triebe abschneiden. Von zwei parallelen Ästen den schwächeren entfernen. Die sogenannten Astgabeln sind zu verhindern aufgrund einer hohen Bruchgefahr bei Sturm.






Rückschnitt: Vorjährige, unverzweigte Langtriebe auf 10-15 cm zurückschneiden. Auf Ästen sitzende senkrechte Reiter, sogenannte Wassertriebe, am Ansatz abschneiden. Herabhängende Äste zurückschneiden, am besten durch Ableitung (siehe unten)






Kontinuierliche Verjüngung: Alte, vergreisende Äste zurückschneiden auf 10-20 cm kurze Zapfen, um einen erneuten Austrieb zu fördern.


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Nicht schneiden: Äste mit vorjährigen Kurztrieben (5-10 cm lang) nicht schneiden, weil hier in der Folgezeit Blütenknospen angelegt werden, die jeden Kurztrieb in einen Buketttriebe verwandeln.






Düngen: Nach dem Sommerschnitt sollte man den Kirschbaum düngen mit dem schnell wirksamen HIGHTEC Obstbaum Flüssigdünger der Marke GREEN24 (gibt’s bei Amazon). Die Nährstoffe versorgen eine Süßkirsche von Juli bis September mit wertvoller Energie während die neuen Blütenknospen angelegt werden.
Nach dem Sommerschnitt wirkt der Kirschbaums oft wie leergefegt. Das ist kein Schnittfehler, sondern erwünscht. Bis zum nächsten Sommer bildet sich eine lockere, lichtdurchflutete Krone, ideal für einen dichten Fruchtholz-Besatz und eine reiche Ernte saftig-süßer, voluminöser Kirschen.


Ableitung am Kirschbaum einfach erklärt
Die Ableitung wird auch treffend den „Gewusst-wie-Schnitt“ genannt. In der Tat gehört der Ableitungsschnitt zu den einfachsten und zugleich effektivsten Schnitt-Techniken im Baumschnitt. Mit dieser Schnittführung können Sie kann einen verästelten Zweig verschlanken und herabhängende Äste zurückschneiden, ohne dass in der Baumkrone eine Lücke entsteht.
So funktioniert die Ableitung: Am betreffenden Ast suchen Sie in der Nähe der geplanten Schnittstelle einen nach außen gerichteten, jungen Seitenzweig aus, der idealerweise eine Blütenknospe auf der Spitze trägt. Wo sich Ast und Seitenzweig gabeln, schneiden Sie den Ast ab. Wie auf dem rechten Bild zu sehen, setzt man die Schere einige Millimeter weit im alten Holz, um sicherzugehen, dass das junge Holz nicht beschädigt wird.


Bevor Sie einen senkrechten Reiter abschneiden, können Sie seine Eignung als Fruchttrieb prüfen. Ein Wassertrieb wächst mit aller Kraft senkrecht mit dem Ziel eines verbesserten Zugangs zum Sonnenlicht. Für die Anlage von Blütenknospen fehlen ihm die Zeit und Motivation. Indem Sie den Reiter herunterbinden in einen Winkel von etwa 45° zum Stamm, beruhigt sich das Wachstum, damit sich Blütenknospen bilden.


Damit sich am Kirschbaum ein Reiter in einen idealen 45°-Winkel biegt, eignet sich ein Obstbaum-Spreizer in M-Form (gibt’s bei Amazon). Der Astspreizer wird aufgesteckt und bleibt für 3 Wochen am Trieb. Spätestens dann sollte die Metallklammer entfernt werden, damit sie nicht einwächst.


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Kirschbaum schneiden – Erziehungsschnitt Anleitung
In den ersten sechs Standjahren legt die Erziehung einer Süßkirsche den Grundstein für eine pyramidale bis hochkugelige Krone. Am kleineren Spindelbaum erstreckt sich die Erziehung über die ersten vier Jahre. Die Vorgehensweise ist bei beiden Varianten identisch. So schneiden und erziehen Sie den Kirschbaum richtig:
Bester Zeitpunkt: Im Februar, rechtzeitig vor Beginn des Austriebs.
Kronenstruktur: 1 dominanter Mitteltrieb mit ihm untergeordneten 3 gleichlangen Leitästen im Winkel von 90° bis 120°, denen mehrere Fruchtäste untergeordnet sind, auf denen die Buketttriebe sitzen.


Saftwaage: Die Leitäste werden dergestalt geschnitten, dass sie sich auf gleicher Höhe befinden und in einem Abstand von 2 Scherenlängen zur Mitteltrieb-Spitzenknospe. Nur so kann sich eine symmetrische Krone bilden mit gleich starken Leitästen.
Auswählen: Je Leitast 4 bis 8 Fruchtäste stehen lassen. Im 2. Jahr jeden Fruchtast um die Hälfte zurückschneiden, im 3. Jahr nur den Zuwachs um die Hälfte zurückschneiden, so im 4., 5. und 6. Jahr fortfahren. Jeder Rückschnitt erzeugt einen Saftstau, der den Austrieb von Kurztrieben fördert.
Im Laufe des Sommers können aus dem Stamm und der Baumscheibe Wildtriebe wachsen. Entfernen Sie diese Wildtriebe zeitnah im unverholzten Stadium, denn sie eignen sich Nährstoffe an, die eigentlich der Kirschbaumkrone zustehen.


Einen Kirschbaum sollte man nicht bei Regenwetter schneiden. Wenn im feuchten Holz Schnittwunden entstehen, haben Wundparasiten und Pilzinfektionen leichtes Spiel. Groß ist die Gefahr, dass die Süßkirsche von Obstbaumkrebs befallen wird. Darauf machen die Experten der Gartenakademie Rheinland-Pfalz und Hortipendium ausdrücklich aufmerksam. Zitat „In niederschlagsreichen Regionen gehört der Obstbaumkrebs (Neonectria galligena) zu den häufigsten Krankheiten“ Weiter heißt es im Artikel: Zitat „Damit eine Infektion erfolgen kann, muss der Baum mindestens 6 Stunden benetzt sein.“ (Quelle: Hortipendium.de, Obstbaumkrebs (3. Dezember 2015). Hortipendium, das grüne Lexikon. Abgerufen am 18. Mai 2025, 17:11 von Hortipendium.de – CC BY-NC-SA 3.0 DE).




Bild von Steenbergs – CC BY 2.0
Alten Kirschbaum schneiden und verjüngen – Anleitung
Ein alter Kirschbaum ist schnittempfindlicher, als ein Jungbaum. Darum sollte der Verjüngungsschnitt etappenweise durchgeführt werden, idealerweise verteilt auf 3 Jahre. So schneiden und verjüngen Sie eine vergreiste Süßkirsche richtig:
Zeitrahmen: Im Spätherbst und Winter vom 1. Oktober bis 28. Februar. Bester Zeitpunkt Mitte bis Ende Februar.


Bild von theCCLC – CC BY-SA 2.0
Auslichten: In jedem Jahr in einem 1/3 der Baumkrone verkahlte Äste und das Totholz abschneiden. Außerdem alle Seitentriebe im oberen Kronenbereich am Ansatz abschneiden, die mindestens halb so dick sind, wie der Baumstamm. Astgabeln auflösen, indem der schwächere von 2 parallelen Ästen abgesägt wird, wie es der Hobbygärtner auf dem Bild zeigt.
Rückschnitt: Innerhalb des ausgelichteten Kronendrittels stark überhängende Äste zurückschneiden.
Schnittführung: Verkahlte, dicke Äste (Ø >10 cm) auf Astring oder auf 10-20 cm lange Zapfen absägen. Die überhängenden Äste durch Ableitung auf einen Seitenzweig hinter dem Bogenscheitelpunkt zurückschneiden. Unterhalb der gewünschten Kronenhöhe wachsende, bogige Äste mit Zapfenschnitt auslichten, wenn sie mit Fruchtbehang bis zum Boden hängen würden.
Düngen: Den alten Kirschbaum nach dem Verjüngungsschnitt düngen mit dem Bio-Obstbaum-Dünger von Dehner oder dem Bio-Kirschbaum Dünger von PurGrün, die beide bei Amazon erhältlich sind.
Beste Schneidwerkzeuge: Für Äste ab 4 cm klappbare Zen Japansäge von Hardtwerk, bis 15 cm die Seesii Akku Mini-Kettensäge und die Fiskars Bypass Teleskop-Schneidgiraffe für Äste bis 3,2 cm mit einer Reichweite bis 6 m. Alle Schneidwerkzeuge sind bei Amazon erhältlich.
Der Verjüngungsschnitt bewirkt im jeweiligen Kronendrittel einen kräftigen Austrieb, wie man es von den starkwüchsigen Süßkirschen gewohnt ist. Das ist erwünscht, denn Sie erhalten genügend Triebe zur Auswahl für den Kronenaufbau. Ab dem zweiten Jahr nach einer Etappe unterziehen Sie das verjüngte Kronendrittel einem Sommerschnitt, der das Wachstum beruhigt und die Fruchtbarkeit fördert. Am Ende der Verjüngung beginnt für den alten Kirschbaum die Erhaltung mit einem Sommerschnitt alle 4 Jahre.
Quellen dieser Anleitung: Stihl.at, Kirschbaum schneiden und Schnittzeiten.de, Kirschbaum schneiden und Quellen dieser Anleitung: Hortipendium.de, Schnitt der Obstgehölze und Obstbaumschnitt in Bildern von Hans Walter Riess und Hansjörg Haas (Autor) Das große GU Praxishandbuch Pflanzenschnitt (beide Fachbücher sind erhältlich bei Amazon) und über 30 Jahre Erfahrung als Hobbygärtnerin
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