Das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum) prahlt nicht mit riesigen Blüten und furiosem Blattschmuck. Stattdessen bewirbt es sich um einen Platz in Ihrem Garten als alpines Kraftpaket mit beeindruckendem Durchhaltevermögen und wertvollen Inhaltsstoffen. In den Alpen besiedelt es feuchte Bergwiesen und Steilhänge bis auf 2.500 m. Doch Vorsicht: Damit das Weidenröschen nicht übermütig wird und sich frech ausbreitet, sind ein paar einfache Pflege-Regeln zu beachten. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber für den richtigen Anbau im Garten.
Das Beitragsbild ist von Patrick Roper – CC BY 2.0
⭐️ Das Wichtigste in Kürze
📸 Kleinblütiges Weidenröschen Bilder
Weidenröschen Blüte
Kleinblütiges Weidenröschen mit lanzettlichen Blättern.
Weidenröschen bildet fedrig-weiße Samen
Bilder v.l.n.r. von Rob Hille – Gemeinfrei und von Krzysztof Ziarnek, Kenraiz – CC BY-SA 4.0 und von u278 – CC BY-NC-ND 2.0
Kleinblütiges Weidenröschen Steckbrief – Alle Fakten im Überblick
☀️ Kleinblütiges Weidenröschen Standort & Boden
Anders als die meisten klassischen Alpenkräuter, die karge Steinböden lieben, streckt das Weidenröschen seine Wurzeln am liebsten in frischer bis feuchter Erde aus. Botaniker klassifizieren die Staude sogar als Überschwemmungszeiger, weil es ihr nichts ausmacht, wenn der Boden regelmäßig unter Wasser steht. Die folgenden Standortbedingungen sind ideal:
1. Licht: Sonnig bis halbschattig. Pralle Sonne wird vertragen, wenn die Erde feucht genug ist.
2. Boden: Nährstoffreich, humos und tiefgründig. Idealerweise lehmig, wasserhaltend und kalkhaltig.
3. Standortpräferenzen: Teichufer, Wildblumenwiese, Kräuterbeet, Gehölzrand und „wildes Eck“.
Trockene, sandige Gartenerde verbessern Sie mit Kompost oder torffreier Blumenerde. Alternativ lassen Sie den Boden, wie er ist, und pflanzen alpine Spezialisten für karge Standorte, wie die unverwüstliche Rosenwurz (Rhodiola rosea) oder die legendäre Blutwurz (Potentilla erecta), die ebenfalls zu den traditionellen Heilkräutern gehören.

Kleinblütiges Weidenröschen Aussaat – Anleitung
Weidenröschen Samen sind Licht- und Kühlkeimer. Im Unterschied zu Frostkeimern müssen sie für die Keimung keinen mehrwöchigen Kältereiz erleben. Gleichwohl sind bei Temperaturen zwischen 5° und 10° Grad bessere Keimergebnisse zu verzeichnen. Die Anzucht ist ebenso praktikabel, wie die Direktsaat.

Grüner-Daumen-Buch-Tipp: Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen! Das Kleinblütige Weidenröschen gehört dazu. Maria Treben hat sich als eine der wichtigsten Pionierinnen der Kräuterheilkunde ihren Platz in der Geschichte erobert. Die tausendfach bewährten Heilkräuterrezepte Maria Trebens werden im neu aufgelegten Nachfolgeband des „Bestsellers des Jahrhunderts“, der erfolgreichen „Gesundheit aus der Apotheke Gottes“, in Form eines Nachschlagewerks, übersichtlich nach Krankheiten geordnet, dargestellt. Erhältlich ist das Buch bei Amazon.

Bild von Jozef Kotulič – CC BY-SA 4.0 via wikimedia

Weidenröschen im Garten pflanzen – Anleitung
Die beste Pflanzzeit ist das Frühjahr ab April, damit das Kleinblütige Weidenröschen bis zum Winter gut einwurzeln kann. Eine Pflanzung im Frühherbst ist ebenfalls möglich. So pflanzen Sie richtig:
1. Pflanzkorb oder Wurzelsperre verwenden: Da das Kleinblütige Weidenröschen Ausläufer bildet, neigt es zum Wuchern. Am Teichufer und in sumpfigen Böden sollten Sie einen Gitterpflanzkorb verwenden oder das Pflanzloch mit einer Wurzelsperre auskleiden, um den Ausbreitungsdrang zu kontrollieren.
2. Bodenvorbereitung: Lockern Sie den Boden, jäten das Unkraut und arbeiten Kompost als Startdüngung ein.
3. Pflanzung: Setzen Sie das Kleinblütige Weidenröschen in ein Pflanzloch, das doppelt so groß ist, wie der Wurzelballen, drücken die Erde an und gießen durchdringend.
4. Pflanzabstand: Der richtige Pflanzabstand beträgt 30-40 cm. Für ein flächendeckendes Wachstum setzen Sie pro m² 6 bis 7 Pflanzen. In Gruppen kommt das Weidenröschen besonders schön zur Geltung.

Bild von Hectonichus – CC BY-SA 3.0

Weidenröschen Pflege – Die besten Tipps
Am richtigen Standort ist das Kleinblütige Weidenröschen sehr pflegeleicht.
🔹Weidenröschen richtig gießen
Das Weidenröschen hat einen relativ hohen Wasserbedarf. Gießen Sie regelmäßig bei Trockenheit, vor allem bei Sommerhitze. Mulchen hält den Boden länger feucht und unterdrückt das Unkraut.
🔹Einmal jährlich düngen
Eine Portion Kompost oder eine Handvoll Hornspäne im Frühjahr deckt den jährlichen Nährstoffbedarf ab.
🔹Weidenröschen schneiden
Ein zeitnaher Rückschnitt der verwelkten Blütenstängel verhindert, dass sich das Weidenröschen explosionsartig im Garten ausbreitet. Im Frühjahr ist die beste Zeit für den bodennahen Staudenschnitt.
🔹Überwinterung von Weidenröschen
Das Kleinblütige Weidenröschen ist winterhart bis -45 Grad Celsius und kann draußen problemlos überwintern. Nach dem ersten Frost zieht sich das Alpenkraut in seinen Wurzelstock zurück. Dort sind knapp unter der Erde die Überwinterungsknospen angelegt, aus denen das Weidenröschen im nächsten Frühjahr austreibt.
🌿Kleinblütiges Weidenröschen ernten
Für die Verwendung als Heilpflanze, Tee- und Küchenkraut sind alle Pflanzenteile des Weidenröschens geeignet.

Foto von Anne Nygård auf Unsplash
🌿 Weidenröschen ist eine Heilpflanze
In Mitteleuropa blickt das Kleinblütige Weidenröschen zurück auf eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Heilkräftige Inhaltsstoffe sind insbesondere Flavonoide, Gerbstoffe (Tanine), Lectine, Pektin sowie Vitamin C in den frischen Blättern.
Bekannte Weidenröschen Heilwirkungen
Traditionelle Anwendungen
🚫 Gegenanzeigen: Keine Anwendung von Weidenröschen bei Kindern und Jugendlichen. Für Schwangere und Stillende liegen keine fundierten Erkenntnisse vor. Sie sollten auf die Einnahme verzichten oder zuvor Rücksprache halten mit einem Arzt, Apotheker und Heilpraktiker.
💡Bitte beachten: Die Heilwirkung von Weidenröschen ist traditionell gut belegt. Dennoch ersetzen diese Hinweise keine medizinische Diagnose. Bei anhaltenden Beschwerden sollten Nutzer ärztlichen Rat einholen. Für Hobbygärtner bleibt das Kraut dennoch ein spannendes Beispiel alpiner Heilpflanzenkultur.
🍵 Kleinblütiger Weidenröschentee richtig zubereiten
Die Zubereitung ist einfach. Wie bei allen Heilkräutern sind die Dosierung und die Ziehzeit entscheidend für die Wirkung und den Geschmack.
Zutaten für Weidenröschentee
Weidenröschentee zubereiten (Schritt-für-Schritt-Anleitung)
1. Wasser sprudelnd aufkochen.
2. Weidenröschenkraut in eine Tasse geben und mit dem kochend heißen Wasser übergießen.
3. Ziehen lassen: Die Tasse abdecken und den Tee 5 bis 10 Minuten ziehen lassen.
4. Abseihen: Gießen Sie den Weidenröschentee durch ein Sieb.
Traditionell wird Kleinblütiger Weidenröschentee kurmäßig angewendet über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen. Die Tagesdosis beträgt 2 Tassen. Die erste Tasse morgens auf nüchternen Magen und die zweite Tasse abends eine halbe Stunde vor dem Abendessen.
⚠️ Wichtiger Hinweis: Auch wenn das Weidenröschen als sehr verträgliche Heilpflanze gilt: Bei ernsthaften Beschwerden (insbesondere der Prostata) ersetzt der Tee nicht den Gang zum Arzt. Klären Sie eine dauerhafte Einnahme immer medizinisch ab.


Weidenröschen kombinieren – Tipps für gute Nachbarn
Die idealen Pflanzpartner für das Kleinblütige Weidenröschen bevorzugen ebenfalls einen feuchten, kalkhaltigen Boden am sonnigen bis halbschattigen Standort. Hierzu zählen die folgenden Alpenkräuter:
⭐️ Im Kräuter- und Apothekergarten
Heilziest (Betonica officinalis), die historische Heilpflanze der Klostergärten mit purpurrosa oder weißen Blütenähren von Juni bis September.
Meisterwurz (Peucedanum ostruthium), ein legendäres Heilkraut für Verdauung, Atemwege und zur Immunstärkung mit weißen Doldenblüten von Juni bis August.
Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica), die bekannt ist für eine wohltuende Heilwirkung bei Magenbeschwerden und von Juni bis August mit großen, weißen Blütendolden prahlt.
⭐️ In der Wildblumenwiese
Jakobsleiter (Polemonium caeruleum) eine der besten heimischen Bienenweiden mit hellblauen Blüten von Mai bis Juli und Nachblüte im September.
Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor) trägt rot-braune Blütenköpfchen von Mai bis August. 👉 Für ihn müsste der Standort mit Sand abgemagert werden.
Klappertopf (Rhinanthus alectorophus), eine umschwärmte Hummelweide mit zitronengelben Blüten von Mai bis September.👉 Die Alpenblume gedeiht zwar einjährig, sät sich aber fleißig aus.
⭐️ Am Ufer von Teich und Bachlauf
Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) mit ähnlichen Heilwirkungen, wie Weidenröschen und purpurroten Blüten von April bis Juni.
Mädesüß (Filipendula ulmaria), dessen cremeweißen Blütenwolken im Sommer wunderschön mit den rosaweißen Weidenröschen harmonieren.
Butterblume (Ranunculus lingua) mit sonnengelben Blüten von Mai bis September.

Grüner-Daumen-Gestaltungstipp: Kleinblütiges Weidenröschen und seine Pflanzpartner eignen sich hervorragend für ein „Feuchtbiotop-Beet“. Ideale Standorte sind Senken im Garten, an denen sich Wasser ansammelt, in direkter Nachbarschaft eines Gewässers und in der Nähe von Regenfässern.

Häufig gestellte Fragen
Ist Kleinblütiges Weidenröschen giftig?
Nein, das heimische Kleinblütige Weidenröschen Epilobium parviflorum gilt als ungiftig. Allerdings kann der Gerbstoff-Gehalt nach einem Verzehr des Alpenkrauts in größerer Menge Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung verursachen. In kleinen Mengen als heilsamer Tee, Salatbeigabe oder essbare Dekoration ist das Weidenröschen gut verträglich.
Ist das Weidenröschen bienenfreundlich?
Ja, das Kleinblütige Weidenröschen ist bienenfreundlich. Davon zeugen der sehr gute Nektarwert 3/4 und gute Pollenwert 2/4. In der vielbeachteten Broschüre „Lebensräume für (Wild) Bienen“ der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wird das Weidenröschen empfohlen für den insektenfreundlichen Garten.
Wie kann man ein Kleinblütiges Weidenröschen vermehren?
Am einfachsten kann man Weidenröschen durch Teilung vermehren. Hierzu müssen Sie die Pflanze nicht ausgraben, denn sie bildet lange Ausläufer. Stechen Sie mit einem scharfen Spaten ein faustgroßes Wurzelstück ab und pflanzen es am neuen Standort wieder ein. Selbst kleine Wurzelabschnitte wachsen am neuen Standort an. Alternativ ernten Sie im Herbst die Früchte, bevor sie zerplatzen und entnehmen die Samen für eine kontrollierte Aussaat.
Gedeiht ein Kleinblütiges Weidenröschen mehrjährig?
Ja, das heimische Weidenröschen ist eine extrem winterharte und mehrjährige Staude. Zugeordnet der Winterhärtezone Z2, verträgt das Alpenkraut Frost bis -45 Grad Celsius. Im Verlauf des Winters zieht es sich in seinen Wurzelballen zurück und treibt im nächsten Frühling munter wieder aus.
Quellen: Wikipedia.org, Kleinblütiges Weidenröschen und Oekologie-Seite.de, Kleinblütiges Weidenröschen und Gardify.de, Kleinblütiges Weidenröschen und Kloesterl-Apotheke.de, Weidenröschen und Naturadb.de, Kleinblütiges Weidenröschen und Baumschule-Horstmann.de, Gattung Weidenröschen
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