Alpenkräuter

Alpenkräuter-Serie: Kleinblütiges Weidenröschen im Garten

02.12.2025

Das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum) prahlt nicht mit riesigen Blüten und furiosem Blattschmuck. Stattdessen bewirbt es sich um einen Platz in Ihrem Garten als alpines Kraftpaket mit beeindruckendem Durchhaltevermögen und wertvollen Inhaltsstoffen. In den Alpen besiedelt es feuchte Bergwiesen und Steilhänge bis auf 2.500 m. Doch Vorsicht: Damit das Weidenröschen nicht übermütig wird und sich frech ausbreitet, sind ein paar einfache Pflege-Regeln zu beachten. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber für den richtigen Anbau im Garten.

Das Beitragsbild ist von Patrick RoperCC BY 2.0

⭐️ Das Wichtigste in Kürze

  • Standort: Sonnig bis halbschattig
  • Boden: Frisch-feucht bis nass, kalkhaltig und nährstoffreich.
  • Eigenschaften: Extrem winterhart, bienenfreundlich, starker Ausbreitungsdrang durch Ausläufer und Samen.
  • Besonderheiten: Traditionelle Heilpflanze bei Prostatabeschwerden (Männerkraut).

📸 Kleinblütiges Weidenröschen Bilder

Bilder v.l.n.r. von Rob HilleGemeinfrei und von Krzysztof Ziarnek, KenraizCC BY-SA 4.0 und von u278CC BY-NC-ND 2.0

Kleinblütiges Weidenröschen Steckbrief – Alle Fakten im Überblick

Historische Illustration eines Kleinblütigen Weidenröschen im Vergleich mit dem Zottigen Weidenröschen
Die historische Illustration von Jakob Sturm vergleicht Zottiges Weidenröschen (links) mit dem Kleinblütigen Weidenröschen (rechts).

Von Johann Georg Sturm – gemeinfrei via wikimedia

Kleinblütiges Weidenröschen wissenschaftlicher NameEpilobium parviflorum
PflanzenfamilieNachtkerzengewächse (Onagraceae)
HerkunftEuropa
Wuchshöhe20-100 cm, selten bis 160 cm
WuchsformSommergrüne, aufrechte, oben verzweigte, krautige, behaarte Staude
BlütezeitJuni bis September
BlüteBlütenstand mit 4-zähligen hellrosa bis dunkel-purpurfarbenen Kronblättern
FrüchteKapseln mit vielen weiß behaarten Samen
BlätterSchmal-lanzettlich, gezähnt, behaart, 3-12 cm lang
StandortSonnig bis halbschattig
BodenFrisch-feucht bis nass, kalkhaltig, nährstoffreich
WinterhärteWinterhart bis -45,5 Grad (Winterhärtezone Z2)
ÖkologieBienenfreundlich, Raupenfutterpflanze, Vogelnährgehölz
GiftigkeitUngiftig, essbar, heilkräftige Inhaltsstoffe
StatusUngefährdet, nicht geschützt
VerwendungWildblumenwiese, Teichufer, Kräuterbeet, Heilpflanze, Bienenweide, Wildgemüse

☀️ Kleinblütiges Weidenröschen Standort & Boden

Anders als die meisten klassischen Alpenkräuter, die karge Steinböden lieben, streckt das Weidenröschen seine Wurzeln am liebsten in frischer bis feuchter Erde aus. Botaniker klassifizieren die Staude sogar als Überschwemmungszeiger, weil es ihr nichts ausmacht, wenn der Boden regelmäßig unter Wasser steht. Die folgenden Standortbedingungen sind ideal:

1. Licht: Sonnig bis halbschattig. Pralle Sonne wird vertragen, wenn die Erde feucht genug ist.

2. Boden: Nährstoffreich, humos und tiefgründig. Idealerweise lehmig, wasserhaltend und kalkhaltig.

3. Standortpräferenzen: Teichufer, Wildblumenwiese, Kräuterbeet, Gehölzrand und „wildes Eck“.

Trockene, sandige Gartenerde verbessern Sie mit Kompost oder torffreier Blumenerde. Alternativ lassen Sie den Boden, wie er ist, und pflanzen alpine Spezialisten für karge Standorte, wie die unverwüstliche Rosenwurz (Rhodiola rosea) oder die legendäre Blutwurz (Potentilla erecta), die ebenfalls zu den traditionellen Heilkräutern gehören.

Kleinblütiges Weidenröschen Aussaat – Anleitung

Weidenröschen Samen sind Licht- und Kühlkeimer. Im Unterschied zu Frostkeimern müssen sie für die Keimung keinen mehrwöchigen Kältereiz erleben. Gleichwohl sind bei Temperaturen zwischen 5° und 10° Grad bessere Keimergebnisse zu verzeichnen. Die Anzucht ist ebenso praktikabel, wie die Direktsaat.

  • Zeitpunkt: Im Frühjahr ab März in Saatschalen auf dem Balkon oder direkt ins Beet. Eine Direktsaat ist auch im Herbst möglich.
  • Vorgehen: Die feinen Samen mit Sand vermischen und auf feuchte Erde streuen. Nicht oder höchstens samendick übersieben und andrücken.
  • Pflege: Die Erde nicht austrocknen lassen. Am besten mit einer Sprühflasche befeuchten.
  • Auspflanzen: Vorgezogene ab einer Wuchshöhe von 10 cm auspflanzen in einem Abstand von 30 cm. Keimlinge einer Direktsaat auf diesen Abstand verziehen.
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Flächendeckendes Kleinblütiges Weidenröschen im Garten mit rosafarbenen Blütenrispen und feinen grünen Blättern in sonnigem Beet
Das Kleinblütige Weidenröschen breitet sich gerne flächendeckend aus.

Bild von Jozef KotuličCC BY-SA 4.0 via wikimedia

Weidenröschen im Garten pflanzen – Anleitung

Die beste Pflanzzeit ist das Frühjahr ab April, damit das Kleinblütige Weidenröschen bis zum Winter gut einwurzeln kann. Eine Pflanzung im Frühherbst ist ebenfalls möglich. So pflanzen Sie richtig:

1. Pflanzkorb oder Wurzelsperre verwenden: Da das Kleinblütige Weidenröschen Ausläufer bildet, neigt es zum Wuchern. Am Teichufer und in sumpfigen Böden sollten Sie einen Gitterpflanzkorb verwenden oder das Pflanzloch mit einer Wurzelsperre auskleiden, um den Ausbreitungsdrang zu kontrollieren.

2. Bodenvorbereitung: Lockern Sie den Boden, jäten das Unkraut und arbeiten Kompost als Startdüngung ein.

3. Pflanzung: Setzen Sie das Kleinblütige Weidenröschen in ein Pflanzloch, das doppelt so groß ist, wie der Wurzelballen, drücken die Erde an und gießen durchdringend.

4. Pflanzabstand: Der richtige Pflanzabstand beträgt 30-40 cm. Für ein flächendeckendes Wachstum setzen Sie pro m² 6 bis 7 Pflanzen. In Gruppen kommt das Weidenröschen besonders schön zur Geltung.

Nahaufnahme eines dicht behaarten Stängels des Kleinblütigen Weidenröschens mit grünen, schmalen, leicht gezähnten Blättern
Mit seiner dichten Behaarung schützt sich das Kleinblütige Weidenröschen vor Kälte und Trockenheit.

Bild von HectonichusCC BY-SA 3.0

Weidenröschen Pflege – Die besten Tipps

Am richtigen Standort ist das Kleinblütige Weidenröschen sehr pflegeleicht.

🔹Weidenröschen richtig gießen

Das Weidenröschen hat einen relativ hohen Wasserbedarf. Gießen Sie regelmäßig bei Trockenheit, vor allem bei Sommerhitze. Mulchen hält den Boden länger feucht und unterdrückt das Unkraut.

🔹Einmal jährlich düngen

Eine Portion Kompost oder eine Handvoll Hornspäne im Frühjahr deckt den jährlichen Nährstoffbedarf ab.

🔹Weidenröschen schneiden

Ein zeitnaher Rückschnitt der verwelkten Blütenstängel verhindert, dass sich das Weidenröschen explosionsartig im Garten ausbreitet. Im Frühjahr ist die beste Zeit für den bodennahen Staudenschnitt.

🔹Überwinterung von Weidenröschen

Das Kleinblütige Weidenröschen ist winterhart bis -45 Grad Celsius und kann draußen problemlos überwintern. Nach dem ersten Frost zieht sich das Alpenkraut in seinen Wurzelstock zurück. Dort sind knapp unter der Erde die Überwinterungsknospen angelegt, aus denen das Weidenröschen im nächsten Frühjahr austreibt.

🌿Kleinblütiges Weidenröschen ernten

Für die Verwendung als Heilpflanze, Tee- und Küchenkraut sind alle Pflanzenteile des Weidenröschens geeignet.

  • Zeitpunkt: Oberirdische Pflanzenteile während der Blütezeit (Juli/August), Wurzeln im Spätherbst.
  • Was wird geerntet: Blüten, Blätter und Triebe im oberen Drittel der Pflanze, Wurzelausläufer oder der gesamte Wurzelstock.
  • Trocknen: Was nicht frisch verwertet wird, kann man bündeln und kopfüber an der Luft trocknen.

Bündel mit Weidenröschen, Mädesüß und anderen Alpenkräutern hängen kopfüber zum Trocknen an Holzbalken
Hier hängen die Alpenkräuter Weidenröschen, Mädesüß und Schafgarbe zum Trocknen auf.

Foto von Anne Nygård auf Unsplash

🌿 Weidenröschen ist eine Heilpflanze

In Mitteleuropa blickt das Kleinblütige Weidenröschen zurück auf eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Heilkräftige Inhaltsstoffe sind insbesondere Flavonoide, Gerbstoffe (Tanine), Lectine, Pektin sowie Vitamin C in den frischen Blättern.

Bekannte Weidenröschen Heilwirkungen

  • Entzündungshemmend
  • Antibakteriell
  • Schmerzstillend
  • Fiebersenkend
  • Tumorhemmend

Traditionelle Anwendungen

  • Prostatabeschwerden (bei Männern): Vermindert den Gewebezuwachs bei einer gutartigen Prostatavergrößerung. Lindert häufigen Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen bei chronischer Prostataentzündung.
  • Reizblase (bei Frauen): Wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und lindert auch hier häufigen Harndrang.
  • Magenprobleme: Weidenröschentee schwächt Beschwerden bei Darmgrippe, Magen- und Darmentzündungen ab und hilft gegen Übelkeit

🚫 Gegenanzeigen: Keine Anwendung von Weidenröschen bei Kindern und Jugendlichen. Für Schwangere und Stillende liegen keine fundierten Erkenntnisse vor. Sie sollten auf die Einnahme verzichten oder zuvor Rücksprache halten mit einem Arzt, Apotheker und Heilpraktiker.

💡Bitte beachten: Die Heilwirkung von Weidenröschen ist traditionell gut belegt. Dennoch ersetzen diese Hinweise keine medizinische Diagnose. Bei anhaltenden Beschwerden sollten Nutzer ärztlichen Rat einholen. Für Hobbygärtner bleibt das Kraut dennoch ein spannendes Beispiel alpiner Heilpflanzenkultur.

🍵 Kleinblütiger Weidenröschentee richtig zubereiten

Die Zubereitung ist einfach. Wie bei allen Heilkräutern sind die Dosierung und die Ziehzeit entscheidend für die Wirkung und den Geschmack.

Zutaten für Weidenröschentee

  • 1 gehäufter Teelöffel getrocknetes Weidenröschen oder 2 gehäufte Teelöffel frisches Kraut
  • 250 ml Wasser

Weidenröschentee zubereiten (Schritt-für-Schritt-Anleitung)

1. Wasser sprudelnd aufkochen.

2. Weidenröschenkraut in eine Tasse geben und mit dem kochend heißen Wasser übergießen.

3. Ziehen lassen: Die Tasse abdecken und den Tee 5 bis 10 Minuten ziehen lassen.

4. Abseihen: Gießen Sie den Weidenröschentee durch ein Sieb.

Traditionell wird Kleinblütiger Weidenröschentee kurmäßig angewendet über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen. Die Tagesdosis beträgt 2 Tassen. Die erste Tasse morgens auf nüchternen Magen und die zweite Tasse abends eine halbe Stunde vor dem Abendessen.

⚠️ Wichtiger Hinweis: Auch wenn das Weidenröschen als sehr verträgliche Heilpflanze gilt: Bei ernsthaften Beschwerden (insbesondere der Prostata) ersetzt der Tee nicht den Gang zum Arzt. Klären Sie eine dauerhafte Einnahme immer medizinisch ab.

Blühende Uferpflanzen mit kleinblütigem Weidenröschen am Rand eines Gartenteichs
Am Gartenteich passen Weidenröschen, Mädesüß, Bach-Nelkenwurz und Butterblumen wunderbar zusammen.

Weidenröschen kombinieren – Tipps für gute Nachbarn

Die idealen Pflanzpartner für das Kleinblütige Weidenröschen bevorzugen ebenfalls einen feuchten, kalkhaltigen Boden am sonnigen bis halbschattigen Standort. Hierzu zählen die folgenden Alpenkräuter:

⭐️ Im Kräuter- und Apothekergarten

Heilziest (Betonica officinalis), die historische Heilpflanze der Klostergärten mit purpurrosa oder weißen Blütenähren von Juni bis September.

Meisterwurz (Peucedanum ostruthium), ein legendäres Heilkraut für Verdauung, Atemwege und zur Immunstärkung mit weißen Doldenblüten von Juni bis August.

Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica), die bekannt ist für eine wohltuende Heilwirkung bei Magenbeschwerden und von Juni bis August mit großen, weißen Blütendolden prahlt.

⭐️ In der Wildblumenwiese

Jakobsleiter (Polemonium caeruleum) eine der besten heimischen Bienenweiden mit hellblauen Blüten von Mai bis Juli und Nachblüte im September.

Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor) trägt rot-braune Blütenköpfchen von Mai bis August. 👉 Für ihn müsste der Standort mit Sand abgemagert werden.

Klappertopf (Rhinanthus alectorophus), eine umschwärmte Hummelweide mit zitronengelben Blüten von Mai bis September.👉 Die Alpenblume gedeiht zwar einjährig, sät sich aber fleißig aus.

⭐️ Am Ufer von Teich und Bachlauf

Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) mit ähnlichen Heilwirkungen, wie Weidenröschen und purpurroten Blüten von April bis Juni.

Mädesüß (Filipendula ulmaria), dessen cremeweißen Blütenwolken im Sommer wunderschön mit den rosaweißen Weidenröschen harmonieren.

Butterblume (Ranunculus lingua) mit sonnengelben Blüten von Mai bis September.

Grüner Daumen Logo Blog von Gudrun Theissen

Grüner-Daumen-Gestaltungstipp: Kleinblütiges Weidenröschen und seine Pflanzpartner eignen sich hervorragend für ein „Feuchtbiotop-Beet“. Ideale Standorte sind Senken im Garten, an denen sich Wasser ansammelt, in direkter Nachbarschaft eines Gewässers und in der Nähe von Regenfässern.

Häufig gestellte Fragen

Ist Kleinblütiges Weidenröschen giftig?

Nein, das heimische Kleinblütige Weidenröschen Epilobium parviflorum gilt als ungiftig. Allerdings kann der Gerbstoff-Gehalt nach einem Verzehr des Alpenkrauts in größerer Menge Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung verursachen. In kleinen Mengen als heilsamer Tee, Salatbeigabe oder essbare Dekoration ist das Weidenröschen gut verträglich.

Ist das Weidenröschen bienenfreundlich?

Ja, das Kleinblütige Weidenröschen ist bienenfreundlich. Davon zeugen der sehr gute Nektarwert 3/4 und gute Pollenwert 2/4. In der vielbeachteten Broschüre „Lebensräume für (Wild) Bienen“ der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wird das Weidenröschen empfohlen für den insektenfreundlichen Garten.

Wie kann man ein Kleinblütiges Weidenröschen vermehren?

Am einfachsten kann man Weidenröschen durch Teilung vermehren. Hierzu müssen Sie die Pflanze nicht ausgraben, denn sie bildet lange Ausläufer. Stechen Sie mit einem scharfen Spaten ein faustgroßes Wurzelstück ab und pflanzen es am neuen Standort wieder ein. Selbst kleine Wurzelabschnitte wachsen am neuen Standort an. Alternativ ernten Sie im Herbst die Früchte, bevor sie zerplatzen und entnehmen die Samen für eine kontrollierte Aussaat.

Gedeiht ein Kleinblütiges Weidenröschen mehrjährig?

Ja, das heimische Weidenröschen ist eine extrem winterharte und mehrjährige Staude. Zugeordnet der Winterhärtezone Z2, verträgt das Alpenkraut Frost bis -45 Grad Celsius. Im Verlauf des Winters zieht es sich in seinen Wurzelballen zurück und treibt im nächsten Frühling munter wieder aus.

Quellen: Wikipedia.org, Kleinblütiges Weidenröschen und Oekologie-Seite.de, Kleinblütiges Weidenröschen und Gardify.de, Kleinblütiges Weidenröschen und Kloesterl-Apotheke.de, Weidenröschen und Naturadb.de, Kleinblütiges Weidenröschen und Baumschule-Horstmann.de, Gattung Weidenröschen

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