Alpenkräuter

Meisterwurz anbauen – Alpenkräuter im Garten

2. Oktober 2025
Die Meisterwurz wird auch Königin Wurzeln genannt.
Die Meisterwurz wird auch Königin Wurzeln genannt.

Die Meisterwurz (Peucedanum ostruthium) ist eine legendäre Heilpflanze aus den Alpen, die man bis heute ehrfürchtig Kaiserwurz und Königin der Wurzeln nennt. Schon im Mittelalter galt das Alpenkraut als „Allheilmittel der Berge“ und war ein fester Bestandteil von Kloster- und Bauerngärten. Im modernen Naturgarten erlebt die Meisterwurz eine Renaissance als bienenfreundliche Wildstaude, aromatisches Duftkraut und dekorative Uferpflanze. Wie Sie als Hobbygärtner die alpine Wunderpflanze ganz einfach selbst anbauen, erfahren Sie in dieser Anleitung.

Das Beitragsbild ist von Andrea MoroCC BY-SA 4.0

Meisterwurz anbauen – Audio-Zusammenfassung

Meisterwurz Steckbrief – Wichtige Fakten im Überblick

Darstellung aller Pflanzenteile der Meisterwurz als Illustration

Von Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen – Gemeinfrei via wikimedia

Botanischer Name Peucedanum ostruthium
FamilieDoldenblütler (Apiaceae)
VorkommenAlpen, vorwiegend Gebirgswiesen, Steilhänge, feuchte Schutthalden, Kalkgestein
Wuchsformsommergrün, aufrecht, krautig, mehrjährig,
Wurzelintensiv duftendes Rhizom mit Ausläufern
Wuchshöhe30-100 cm
BlütezeitJuni bis August
Blütedoppeldoldig, bis zu 50 Doldenstrahlen, weiß
FruchtSpaltfrucht, Kaltkeimer-Samen
Blattrundlich, gelappt, bis 30 cm lang, gesägte Blattlappen
Winterhärtewinterhart bis -28 Grad Celsius
Ökologieinsektenfreundlich
Giftigkeitungiftig, essbar
VerwendungNaturgarten, Heilpflanze, Bienenweide, Bauerngarten, Kräuterbeet, Duftgarten

Meisterwurz erkennen – Bilder von Wuchsform, Blüte, Blatt und Frucht

Bilder v.l.n.r. von Gerhard NitterCC BY-SA 3.0 von Andrea SchieberCC BY-SA 2.0 und Andrea MoroCC BY-SA 4.0 und Isidre blancCC BY-SA 4.0 via wikimedia

Vektor für halbschattig

Meisterwurz am richtigen Standort anbauen

Die Meisterwurz ist die ideale Staude für den frischen, leicht feuchten Gartenboden am sonnigen bis halbschattigen Standort. Besonders wohl fühlt sich die Alpenpflanze am Ufer vom Gartenteich und Bachlauf. Aber auch im Staudenbeet, Bauerngarten und in Rabatten gedeiht die Königin der Wurzeln prächtig, wenn der Boden humos, lehmig-sandig, nährstoffreich und gut durchlässig ist. Ideal ist ein neutraler bis schwach alkalischer pH-Wert zwischen 6,0 und 7,5.

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Grüner-Daumen-Tipp: Für die Kultivierung im trockenen, sandig-steinigen und mageren Gartenboden eignen sich besser die beiden alpinen Heilkräuter Echte Goldrute (Solidago virgaurea syn. Solidago alpestris) und Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum).

Hände halten Samen und lassen sie langsam herunterfallen als Symbol für Aussaat

Anleitung für die Meisterwurz Aussaat im Garten

Meisterwurz Samen sind Kaltkeimer. Eine Keimhemmung soll verhindern, dass die Samen zu einem ungünstigen Zeitpunkt keimen. Nur eine vier- bis achtwöchige Kältephase mit Temperaturen unter 5 Grad Celsius kann die Keimung aktivieren, jedoch erst dann, wenn das Thermometer auf 16-20 Grad Celsius steigt.

Damit die Samen den erforderlichen Kältereiz erleben, eignet sich eine Direktsaatzwischen September und März ins feinkrümelige, unkrautfreie Beet. Säen Sie die Samen breitwürfig, in Gruppen oder Reihen aus, drücken die Lichtkeimer nur an und überbrausen das Saatbeet. Keimlinge mit 4 Blättern verziehen Sie auf einen Abstand von 40-50 cm.

Pfeil mit der Aufschrift „Tipps & Tricks“ auf grünem Hintergrund für Gartenratgeber.

Meisterwurz kann man auch vorziehen

Die relativ hohe Ausfallquote einer Direktsaat können Sie umgehen, indem Sie im Herbst und Winter Meisterwurz in Töpfchen oder einer Saatschale vorziehen. Schonend für die Wurzeln ist die Verwendung von Anzuchttöpfen aus Zellstoff, die Sie später ohne vorheriges Pikieren mitsamt den Keimlingen ins Beet einpflanzen können. Säen Sie die Samen auf feuchte Bio-Anzuchterde und drücken die Lichtkeimer leicht an. Die Saatgefäße stellen Sie draußen an einen geschützten Standort, wie dem schattigen Balkon oder vor die Hauswand. Es ist vorteilhaft für die Keimung, wenn sich eine Schneedecke auf die Saat legt.

Paar in Gartenkleidung mit Pflanzen und Gießkanne, bereit für die Gartenarbeit.

Meisterwurz im Garten pflanzen – Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die beste Pflanzzeit ist der Herbst oder das Frühjahr. Getopfte Jungpflanzen aus eigener Anzucht oder dem Gartencenter können Sie zu jeder Jahreszeit einpflanzen, wenn der Boden es zulässt. Als 3-er Gruppe kommt die Meisterwurz besonders eindrucksvoll zur Geltung.

  1. Vorbereitung: Stellen Sie eine Meisterwurz mit Topf für einige Minuten in Wasser, denn ein wassergetränkter Wurzelballen wächst besser an.
  2. Boden lockern: Graben Sie den Boden mindestens spatentief um und lockern die Erde mit der Harke, damit die kräftige Pfahlwurzel ungehindert wachsen kann. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Gartenerde zu verbessern mit Kompost, Sand oder Kalk.
  3. Pflanzlöcher ausheben: Heben Sie im Abstand von 40-50 cm Löcher aus mit dem doppelten Volumen des Wurzelballens.
  4. Einpflanzen: Setzen Sie einen wassergetränkten, ausgetopften Wurzelballen bis zu den unteren Blättern ins Pflanzloch, füllen es mit Erde auf und drücken mit beiden Händen alles fest.
  5. Gießen: Unmittelbar nach der Pflanzung gießen Sie an, indem Sie das Wasser direkt auf die Wurzelscheibe laufen lassen.

Eine Mulchschicht aus Kompost oder Rindenmulch unterdrückt das Unkraut und hält den Boden länger warm und feucht.

Grüner-Daumen-Zwischenfrage: Was ist über die Meisterwurz Heilwirkung bekannt?

Eine natürliche Heilwirkung der Meisterwurz beruht vor allem auf den wertvollen Inhaltsstoffen des Wurzelstocks, wie Bitterstoffe, ätherische Öle, Cumarine, Saponine und Pektin. Die folgenden Anwendungen als Heilpflanze waren schon Hildegard von Bingen bekannt:

Verdauung: Bitterstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften an, lindern Blähungen, Übelkeit und Magenverstimmungen. In dieser Hinsicht sind sich Meisterwurz und Engelwurz sehr ähnlich.

Atemwege: Die ätherischen Öle wirken schleimlösend und auswurffördernd. Daher wird Meisterwurztee traditionell bei Beschwerden der Atemwege eingesetzt. Auch als Dampfbad entfaltet das alpine Wildkraut wohltuende Heilwirkungen gegen Asthma, Bronchitis, Heiserkeit, Katarrh, Schnupfen, Lungenentzündung, Meningitis.

Immunstärkung: Ihr Ruf als „Allheilmittel der Alpen“ beruht insbesondere auf einer antimikrobiellen und entzündungshemmenden Heilwirkung, was die Meisterwurz zu einem natürlichen Mittel zur Stärkung des Immunsystems bei Erkältung, Grippe, Fieber und anderen Infektionskrankheiten macht.

Äußerliche Anwendung: Als Tinktur oder Salbe fördert das Alpenkraut die Durchblutung und trägt so zu einer raschen Wundheilung bei.

Bitte beachten Sie, dass ich Ihnen mit diesen Erläuterungen lediglich einen Überblick geben möchte über die Verwendungsmöglichkeiten von Meisterwurz als Heilpflanze. Von einer Selbstmedikation rate ich Ihnen dringend ab, weil es bei einer falschen Dosierung zu gesundheitlichen Schäden kommen kann.

Vektor für Pflanzen düngen

Meisterwurz im Garten pflegen – Die besten Tipps

Grüner Punkt als Aufzählungszeichen

Gießen: Halten Sie die Erde kontinuierlich leicht feucht, denn die Meisterwurz verträgt keine Trockenheit. Je sonniger der Standort, desto häufiger besteht Gießbedarf.

Grüner Punkt als Aufzählungszeichen

Düngen: Eine Startdüngung im März mit einem Bio-Langzeitdünger deckt den jährlichen Nährstoffbedarf ab. Wenn Sie die Meisterwurz lieber mit Kompost düngen, ist im Herbst der richtige Zeitpunkt. Bis zum Beginn der Vegetationsperiode haben Bodenorganismen den organischen Dünger verarbeitet, sodass die Nährstoffe der Pflanze zur Verfügung stehen.

Grüner Punkt als Aufzählungszeichen

Schneiden und ernten: Wenn die Meisterwurz sich nicht durch Selbstaussaat vermehren soll, schneiden Sie die verwelkten Blüten rechtzeitig ab. Für den bodennahen Rückschnitt der Staude ist im zeitigen Frühjahr der beste Zeitpunkt, rechtzeitig vor dem neuen Austrieb. Die Wurzeln können Sie wahlweise im Herbst oder Frühjahr ernten.

Winterschutz gehört nicht zum Pflegeprogramm, weil die Meisterwurz vollkommen winterhart ist. Auch die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen wird Ihnen selten Kopfzerbrechen bereiten.

Meisterwurz vermehren – Tipps

Die beiden folgenden Vermehrungsmethoden haben sich im Hobbygarten gut bewährt:

Teilung: Beste Zeit für die Vermehrung durch Teilung ist im Frühjahr oder Herbst. Graben Sie die Meisterwurz aus und teilen den Wurzelballen mit einem scharfen Messer oder Spaten. Am neuen Standort lockern Sie die Erde auf, arbeiten Kompost als Startdüngung unter die Erde und pflanzen ein Teilstück ein. Damit ein Ballenstück gut anwächst, ist regelmäßiges Gießen sehr wichtig.

Selbstaussaat: Indem Sie darauf verzichten, verwelkte Blüten abzuschneiden, ermöglichen Sie die Selbstaussaat. Bestäubte Doldenblüten einer Meisterwurz verwandeln sich in Spaltfrüchte mit zahlreichen Samen, die sich als Segelflieger im Garten verteilen.

Vektor Gedankenwolken mit Glühbirne als Symbol für Ideen, Tipp, Inspiration

Meisterwurz dekorativ kombinieren – Ideen für schöne Begleitpflanzen

Die idealen Pflanzpartner für Meisterwurz sind Alpenkräuter, die ebenfalls einen frisch-feuchten und nährstoffreichen Boden bevorzugen. Hierzu gehören die Alpen-Pestwurz (Petasites paradoxus) und die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale). Wie in den Bergen zu beobachten, passen auch Gelber Enzian (Gentiana lutea) und Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) gut ins Gartenbild. Dekorative Akzente setzen die nickenden Blüten der Alpen-Akelei (Aquilegia) und die himmelblauen Blüten von Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris).

Fragezeichen in Grün visualisieren eine Fragestellung

Häufig gestellte Fragen

Ist die Meisterwurz essbar?

Ja, alle Teile einer Meisterwurz sind essbar. Die knospigen Blütenstände verleihen Gemüsesuppen besondere Würze. Mit den Blättern würzen Sie Salate, Brotaufstriche, Pesto und Fleischspeisen. Die frischen, einjährigen Wurzeln runden herzhaften Eintopf und Fleischsoßen ab mit einem würzig-herben Aroma.

Wo findet man Meisterwurz?

In den Alpen und Voralpen ist die Meisterwurz häufig zu entdecken auf Gebirgswiesen, in Hochstaudenfluren und kühlen Schluchten. An rauschenden Bächen und den Ufern von Alpenseen siedelt sie sich gerne an. Halten Sie im Gebirge auch Ausschau nach Kalk- und Urgestein in Höhenlagen über 1400 Metern.

Ist die Meisterwurz bienenfreundlich?

Ja, die Meisterwurz ist eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge. 27 Wildbienenarten fliegen die weißen Doldenblüten regelmäßig an. Davon haben sich immerhin 6 Arten auf den nahrhaften Pollen spezialisiert. 75 Schwebfliegenarten wurden an der Meisterwurz schon beobachtet, wie verschiedene Erzschwebfliegen (Cheilosia) oder die gefährdete Goldhaar-Bienenschwebfliege (Brachypalpus chrysites).

Quellen: Wikipedia.org, Meisterwurz und Bio-Gaertner.de, Meisterwurz und Nordischer-Shop.at, Meisterwurz/Kaiserwurz und Naturadb.de, Peucedanum ostruthium und Saatgut-Vielfalt.de, Saatgut Meisterwurz

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