Die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), auch bekannt als Wald-Salomonssiegel, setzt dekorative Akzente in schattigen Wäldern, alpinen Hochstaudenfluren und bewaldeten Felsschluchten. Mit ihren bogig überhängenden Trieben und den weißen Glockenblüten ist sie eine elegante, pflegeleichte und bienenfreundliche Bereicherung für schattige Gartenbereiche. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über Pflanzung, Pflege, Standort und Giftigkeit dieser heimischen Waldstaude mit Alpenflair.
Das Beitragsbild ist von Kerry Woods – CC BY-NC-ND 2.0
🎓 Vielblütige Weißwurz Steckbrief – Botanische Fakten im Überblick
Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé – Gemeinfrei via wikimedia
| Name der Art | Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) |
| Synonyme | Wald-Salomonssiegel, vielblütiges Salomonssiegel, Wald-Weißwurz |
| Pflanzenfamilie | Spargelgewächse (Asparagaceae) |
| Wuchsart | krautige, ausdauernde, mehrjährige Staude |
| Wuchsform | aufrecht, unverzweigt, bogig überhängend |
| Wurzel | kräftiges, fleischiges, verzweigendes, weißes Rhizom |
| Wuchshöhen | 30-60 cm, selten bis 100 cm |
| Blütezeit | Mai und Juni |
| Blüten | 3-5 glockenförmige Blüten pro Blattachsel, weiß, geruchlos |
| Früchte | kugelige, fleischige Beeren, bei Reife blau-schwarz bis schwarz |
| Blätter | wechselständig, sitzend, länglich-elliptisch, 5-17 cm lang, 2-7,5 cm breit, sommergrün |
| Winterhärte | winterhart |
| Ökologie | bienenfreundlich |
| Giftigkeit | giftig |
| Naturstatus | ungefährdet, nicht besonders geschützt |
| Verwendung | Schattengarten, Unterwuchs von Laub- und Nadelgehölzen, Naturgarten, bienenfreundlicher Garten |
⛅️ 🌥️ Vielblütige Weißwurz Standort
Botaniker kategorisieren die Vielblütige Weißwurz als Tiefschatten- bis Schattenpflanze. Das bedeutet, dass sie in freier Natur sowohl bei weniger als 1 % relativer Beleuchtung gedeiht, als auch bei mehr als 30 % relativer Beleuchtung vorkommt. Im Garten ist somit ein halbschattiger bis schattiger Standort ideal.
🌱 Vielblütige Weißwurz welche Erde?
Für den richtigen Boden einer Vielblütigen Weißwurz im Garten geben die botanischen Zeigerwerte nach Ellenberg aussagekräftige Hinweise. Als Frischezeiger bevorzugt die Staude mittelfeuchte Standorte. Nasse und vollkommen trockene Böden werden gemieden. Am schönsten gedeiht die Vielblütige Weißwurz in einer neutralen Erde, die auch kalkhaltig sein darf. Außerdem mag sie mäßig nährstoffhaltigen Boden, wie er in den meisten Gärten vorzufinden ist.
Bild von Fritz Geller-Grimm – CC BY-SA 2.5
Vielblütige Weißwurz Aussaat – Tipps
Die Samen einer Vielblütigen Weißwurz sind Kaltkeimer. Nur eine sechs- bis achtwöchige Kältephase bei -4 Grad bis +4 Grad Celsius kann die natürliche Samenruhe überwinden. Diesen Kältereiz erleben die Samen idealerweise nach einer Direktsaat im Herbst oder Winter ins unkrautfreie, locker-feinkrümelige Beet. Säen Sie die Lichtkeimer im Abstand von 30-35 cm aus, drücken die Erde an und wässern mit feiner Brause. Ein Kulturschutznetz über dem Saatbeet verhindert, dass sich gefräßige Nacktschnecken an den Keimlingen vergreifen.
Die Vielblütige Weißwurz kann man vorziehen
Im Herbst und Winter können Sie Vielblütige Weißwurzen vorziehen. Schonend für die Rhizome ist die Aussaat in Töpfchen aus Zellulose oder Pappe. Diese sind biologisch abbaubar und können später mit den Jungpflanzen im Garten eingepflanzt werden. Als Anzuchtsubstrat eignet sich eine Mischung aus Sand und Kräutererde. In jedes Töpfchen säen einen oder zwei Samen auf das feuchte Substrat und drücken die Lichtkeimer leicht an. Die Anzuchtgefäße stellen Sie ins Frühbeet oder an einen schattigen Standort im Freien, damit der Kältereiz auf die Samen einwirken kann.
Bild von Borealis55 – CC0 via wikimedia
Vielblütige Weißwurz im Garten pflanzen – Anleitung Schritt-für-Schritt
Die beste Pflanzzeit für Wald-Weißwurzen ist von September bis November oder von März bis Mai. Vorgezogene Jungpflanzen können Sie jederzeit einpflanzen, es sei denn, die Erde ist gefroren oder ausgetrocknet. So pflanzen Sie eine Vielblütige Weißwurz richtig:
1. Vorbereitung: Stellen Sie die noch eingetopfte Jungpflanze für 10-15 Minuten in abgestandenes Wasser, denn ein feuchter Wurzelballen wächst schneller an.
2. Boden lockern: Graben Sie den Gartenboden spatentief um, entfernen das Unkraut und lockern die Erde mit einer Harke. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Gartenerde zu verbessern: Sand macht nasse Erde durchlässig und beugt Staunässe vor, Laubkompost erhöht den Nährstoffgehalt, Gartenkalk hebt einen sauren pH-Wert in den neutralen Bereich, Rhododendron- oder Hortensienerde reduziert einen zu hohen Kalkgehalt.
3. Pflanzlöcher ausheben: Im Abstand von 30-35 cm heben Sie geräumige Gruben aus. Wenn Sie eine größere Fläche bepflanzen, setzen Sie pro qm 10 bis 12 Weißwurz Jungpflanzen in die Erde.
4. Startdüngung: Den Aushub der Pflanzgruben mischen Sie mit Langzeitdünger, Kompost oder Hornspänen als Startdüngung.
5. Einpflanzen: Pflanzen Sie die nunmehr ausgetopfte Vielblütige Weißwurz nur so tief ein, dass der Rand des Wurzelballens bündig mit dem Gartenboden abschließt.
6. Gießen: Für eine guten Bodenschluss ohne Luftlöcher drücken Sie mit beiden Händen die Erde an und gießen durchdringend mit abgestandenem Leitungswasser oder Regenwasser.
7. Mulchen: Eine Mulchschicht aus getrocknetem Rasenschnitt, Herbstlaub oder Rindenmulch unterdrückt das Unkraut und hält den Boden länger warm und feucht.
Bild von Henna K. – CC BY-NC 2.0
Vielblütige Weißwurz Pflege – Die besten Tipps
Am halbschattigen bis schattigen Standort mit frisch-feuchter Gartenerde ist die Vielblütige Weißwurz sehr pflegeleicht.
Gießen: Wenn es längere Zeit nicht regnet, gießen Sie die Staude direkt auf die Wurzelscheibe. Verwenden Sie als Gießwasser vorzugsweise abgestandenes Leitungswasser oder eingefangenes Regenwasser. Kurzzeitige Trockenheit verträgt die Weißwurz besser, als Staunässe.
Düngen: Eine Düngergabe im Jahr reicht aus. Gut geeignet sind organische Düngemittel, wie Laubkompost, Hornspäne oder ein Bio-Langzeitdünger. Stickstoffreichen Dünger, wie Blaukorn, verträgt die Wald-Weißwurz nur schlecht.
Schneiden: Ein Rückschnitt ist nur bei Bedarf notwendig. Wenn Sie die Vielblütige Weißwurz zurückschneiden, ist nach der Blütezeit der richtige Termin, um die Selbstaussaat oder die Bildung der giftigen Beeren zu verhindern.
Die Vielblütige Weißwurz ist extrem winterhart und verkraftet Frost bis -40 Grad Celsius. Im Winter sterben die krautigen Pflanzenteile ab. Es überwintert das fleischige Rhizom im Boden und treibt in nächsten Frühling wieder aus. Unter Laubgehölzen können Sie die Herbstblätter auf der Staude liegen lassen als natürlichen Winterschutz und eine Extraportion organischer Nährstoffe. Krankheiten und Schädlinge treten an Weißwurzen selten auf.
Bild von Florapic – CC BY-SA 4.0
♻️ Vielblütige Weißwurz vermehren – So gelingt es!
Die Vielblütige Weißwurz breitet sich am Standort langsam aus, weil das Rhizom seitlich verzweigt. Diese Abzweigungen sind das ideale Material für eine kontrollierte Vermehrung durch Teilung. So einfach geht es:
1. Bester Zeitpunkt für die Teilung ist im Herbst oder Frühjahr.
2. Graben Sie den Wurzelstock aus.
3. Mit einem scharfen, desinfizierten Messer schneiden Sie von den Rhizomverzweigungen 5-10 cm lange Stücke ab, die mindestens ein Triebauge vorzuweisen haben.
4. Am neuen Standort setzen Sie ein Wurzelstück 5 cm tief in die Erde und gießen an.
5. Am Mutterrhizom bestäuben Sie die Schnittwunden mit Gesteinsmehl oder Zimt und pflanzen es wieder ein.
Bild von Henna K. – CC BY-NC 2.0
Schöne Pflanzpartner für die Vielblütige Weißwurz – Ideen
Als Unterpflanzung passt die Vielblütige Weißwurz perfekt zur Alpen-Waldrebe (Clematis alpina). Dekorativ harmoniert sie mit alpinen Wildrosen, wie Hechtrose (Rosa glauca) und Zimtrose (Rosa majalis). Ein malerisches Gartenbild entsteht mit Alpen-Vergissmeinnicht (Myosotis alpestris) und der Großen Sterndolde (Astrantia major). Dekorative Kombinationen entstehen mit Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea), Alpen-Pestwurz (Petasites paradoxus) und Blauer Eisenhut (Aconitum napellus).
Häufig gestellte Fragen
Ist die Vielblütige Weißwurz giftig?
Ja, die Vielblütige Weißwurz ist giftig, denn sie enthält toxische Substanzen, wie Chelidonsäure, Flavonoide und Saponine. In den schwarzblauen Beeren befindet sich die höchste Giftkonzentration. Gefährdet sind primär kleine Kinder, weil sie die Früchte mit Heidelbeeren verwechseln und in den Mund stecken. Schon der Verzehr in kleinen Mengen kann Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.
Wie unterscheiden sich Vielblütige Weißwurz und Salomonssiegel?
Die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) und das Echte Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) unterscheiden sich im Wesentlichen hinsichtlich der Anzahl der Blüten pro Blattachsel, der Stängelform und der Duftintensität. Folgende Tabelle gibt einen Überblick:
| Merkmal | Vielblütige Weißwurz | Echtes Salomonssiegel |
|---|---|---|
| Anzahl der Blüten | 3-5 pro Blattachsel | 1-2 pro Blattachsel |
| Blütenduft | geruchlos | duftend |
| Stängelform | glatt, rundlich | gefurcht, kantig |
Sind Vielblütige Weißwurzen bienenfreundlich?
Ja, wie alle heimischen Weißwurz-Arten ist auch die Vielblütige Weißwurz bienenfreundlich. Hauptbestäuber sind langrüsselige Insekten, wie Hummeln und Schmetterlinge, weil der Nektar tief in den röhrenförmigen Blüten versteckt ist. Den klebrigen Pollen sammeln einige Wildbienen für ihre Brut, wie die Mauerbiene (Osmia pilicornis).
Ist die Weißwurz winterhart?
Ja, die Vielblütige Weißwurz ist vollkommen winterhart. Die heimische Polygonatum Art wird der Winterhärtezone Z3 zugeordnet, was einer Frosthärte von bis zu -40 Grad Celsius entspricht.
Quellen: Wikipedia.org, Weißwurzen und Vielblütige Weißwurz und Nordischer-Shop.at, Polygonatum multiflorum und Baumschule-Horstmann.de, Weisswurzen Gattung und Botanikus.de, Weißwurz und Oekologie-Seite.de, Vielblütige Weißwurz
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