Von allen Haustieren reagieren Pferde am empfindlichsten auf giftige Pflanzen. Der Weidegang verlangt besondere Achtsamkeit, weil sich viele Giftpflanzen im Sommer selbst aussäen und in Rekordzeit in die Höhe schießen. Fatalerweise können auf einer Wiese Pflanzen gedeihen, die für Menschen ungiftig sind, für Pferde jedoch sehr giftig sind. In diesem Ratgeber lernen Sie häufige Giftpflanzen mit Bild kennen, die Sie von der Pferdekoppel sofort entfernen sollten.
Das Beitragsbild ist von cirkel der natuur – CC BY-NC 2.0

Kurzfassung
Folgende Giftpflanzen dürfen auf einer Pferdekoppel nicht wachsen: Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), Beinwell(Symphytum officinale), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Jakobskreuzkraut, Jakobsgreiskraut (Senecio jacobaea), Gundermann (Glechoma hederacea), Hundspetersilie (Aethusa cynapium), Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Giftpflanzen für Pferde auf der Weide
Es ist ein Trugschluss, dass Pferde auf der Weide genießbare Pflanzen verspeisen und instinktiv Giftpflanzen meiden. Von seiner Mutter bekommt ein Fohlen lediglich das Grundwissen vermittelt, welche Pflanze dem Speiseplan stehen darf und welches Grünzeug übelste Bauchschmerzen verursachen kann. Das gelingt in der Regel nur dann, wenn die Stute ihrem Nachwuchs die betreffenden Pflanzen zeigen kann. In einem gesonderten Ratgeber stelle ich Ihnen die 10 giftigsten Gartenpflanzen für Pferde mit Bildern vor. Im Folgenden möchte ich Sie aufmerksam machen auf giftige Pflanzen, die nicht auf einer Pferdekoppel wachsen dürfen.

Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense)
- Ackerschachtelhalm
- Giftige Fruchtstände von Ackerschachtelhalm
Ackerschachtelhalm ist eine 10-50 cm große Staude, die auf den ersten Blick an einen Weihnachtsbaum erinnert. Die Pflanze blüht nicht, sondern vermehrt sich mithilfe von Sporangien, wie man es vom heimischen Wurmfarn kennt. Ackerschachtelhalm ist für alle Weidetiere giftig, vor allem für Pferde. Eine Schachtelhalmvergiftung verursacht bei einem Pferd die Taumelkrankheit. Es kommt zu Stoffwechselstörungen im Organismus, weil das Enzym Thiaminase das Vitamin B1 zerstört. Im weiteren Verlauf leidet das betroffene Pferd unter Lähmungen und Krämpfen. Im Heu bleiben die Giftstoffe aktiv.
Typische Symptome einer Vergiftung sind außerdem Schreckhaftigkeit, Muskelzittern (auch im Gesicht), erweiterte Pupillen, Taumel, Lähmung der Hinterläufe, Durchfall und eine tödliche Schwäche.

Beinwell (Symphytum officinale)
Beinwell ist eine 30-60 cm große Wildpflanze, die sich mit himmelblauen Blüten von Mai bis Oktober in Szene setzt. Im Hobbygarten macht Beinwell sich nützlich als Naturdünger und Kompostbeschleuniger. Weniger bekannt ist, dass Echter Beinwell durchströmt ist von Pyrrolizidinalkaloiden, die sich bei innerer Aufnahme als gesundheitsschädigend bis leberschädigend und krebserregend herausgestellt haben. Das bekommen auch Pferde zu spüren. Schon der Verzehr kleiner Mengen Beinwell kann bei trächtigen Stuten das Fohlen schädigen. Außerdem droht einem Pferd die sogenannte „Schweinsberger Krankheit“, eine Form von Leberzirrhose mit zumeist tödlichem Verlauf.


Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)
- Von einem Bergahorn fliegen die Samen oft kilometerweit.
- Die Samen sind geflügelte Schraubendreher.
- So sieht ein Bergahorn Keimling aus.
Bilder v.l.n.r. von Wendy Cutler – CC BY-SA 2.0 und 2x von Andreas Rockstein – CC BY-SA 2.0
In großen Gärten wird der Berg-Ahorn geschätzt als majestätischer Hausbaum. Seine Beliebtheit führt dazu, dass immer häufiger Vergiftungen von Pferden auf der Koppel durch die heimische Ahornart zu beklagen sind. Wie kann das sein, wo doch der bis zu 20 m hohe Baum unübersehbar ist? Es sind vor allem die Samen und Keimlinge, die einem Pferd auf der Weide gefährlich werden können. Die Aufnahme einer größeren Menge verursacht die atypische Weidemyopathie (AWM), eine schwere Muskelerkrankung, die oft tödlich endet.


Gundermann (Glechoma hederacea)


Bild von Hans
Gundermann ist ein 20 cm großer Lippenblütler, der in Europa weit verbreitet ist. Blütezeit ist von April bis Juni/Juli. Im Garten macht Gundermann sich unbeliebt als kriechendes Unkraut im Rasen und wird durch Vertikutieren bekämpft. Aus der Pferdekoppel sollte die heimische Staude mit Stumpf und Stiel entfernt werden, denn Gundermann ist vor allem giftig für Pferde. Symptome einer Vergiftung sind erweiterte Pupillen, Schweißausbrüche, Zittern, Atemnot, rötlich-gelber Schleimfluss aus Mund und Nase und erhöhter Herzschlag. Die Aufnahme größerer Mengen Gundermann kann tödlich sein.


Hundspetersilie (Aethusa cynapium)
Bilder von Gertjan van Noord – CC BY-ND 2.0
Die Hundspetersilie ist ein weit verbreitetes 30-100 cm Weideunkraut und wird somit deutlich größer als Gartenpetersilie. Blütezeit ist von Juni bis Oktober. Hundspetersilie enthält das Alkaloid Aethusin, ein Toxin, das mit Coniin im Schierling vergleichbar ist. Alarmzeichen einer Vergiftung bei Pferden sind Speichelfluss, Unlust zum Fressen, Magenkrämpfe, erst verlangsamter, dann rasender Puls. Im weiteren Verlauf leidet das Pferd unter einer aufsteigenden Lähmung, die letztlich eine Atemlähmung verursacht. Die tödliche Dosis Hundspetersilie liegt bei etwa 15 kg.


Jakobskreuzkraut, Jakobsgreiskraut (Senecio jacobaea)
Bilder v.l.n.r. von von Gertjan van Noord – CC BY-ND 2.0 und von Jon Sullivan – CC BY-NC 2.0
Das Jakobs-Greiskraut oder Jakobskreuzkraut ist eine heimische Staude mit einer Wuchshöhe von 30 cm bis 100 cm. Blütezeit ist von Juni bis September. Die Greiskraut Art ist nicht nur für Menschen, sondern auch für Pferde stark giftig durch Pyrrolizidinalkaloide. Es sind nicht die Alkaloide selbst, die ein Pferd vergiften. Vielmehr werden diese in der Leber umgewandelt in ein Toxin, das Leberkrebs verursacht. Die höchste Giftkonzentration befindet sich in den Samen und jungen Pflanzen. Auf der Wiese meiden Pferde, Kühe und Ziegen das Giftkraut aufgrund des bitteren Geschmacks. Gefährlich wird es, wenn Jakobskreuzkraut ins Heu gerät und seinen bitteren Geschmack verliert.



Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)


Schwarzes Bilsenkraut ist eine 30-60 cm große Staude mit einer Blütezeit von Juni bis Oktober. Bilsenkraut enthält die stark giftigen Toxine (S)-Hyoscyamin und Scopolamin. Eigentlich sind Vergiftungen mit dem Nachtschattengewächs selten, außer bei Pferden. Die tödliche Menge Bilsenkraut für ein Pferd liegt bei etwa 300 g der frischen Pflanze. Bevor es qualvoll stirbt leidet das betroffene Pferd unter schneller Atmung, unstillbarem Durst, Verstopfung und Lähmungserscheinungen.




Giftpflanze auf der Pferdekoppel entdeckt – Was tun?
Ziehen Sie zuerst Handschuhe an, denn zahlreiche Wildpflanzen können Hautirritationen verursachen. Es genügt nicht, die giftige Pflanze auszureißen. Die meisten Giftpflanzen bilden lange Wurzeln, wie Ackerschachtelhalm mit bis zu 1,60 m langen Pfahlwurzeln. Wenn ein kleines Wurzelstück im Boden bleibt, treibt die Pflanze munter wieder aus. Am besten ist, Sie rücken dem giftigen Gewächs mit einem Unkrautstecher zu Leibe, z. B. von Gardena (gibt’s bei Amazon).
In den folgenden Wochen empfehle ich regelmäßige Kontrollen auf der Pferdeweide. Wenn die Giftpflanze bereits Samen gebildet hatte, werden diese durch das Rütteln mit dem Unkrautstecher auf dem Gelände verteilt und keimen innerhalb weniger Tage.


Bild von Pete Linforth


Mein Pferd hat auf der Weide giftige Pflanzen gefressen – Was tun?
Jetzt ist schnelles Handeln von entscheidender Bedeutung. Folgender 5-Stufen-Plan hat sich in der Praxis gut bewährt, wenn ein Pferd auf der Koppel Giftpflanzen zu sich genommen hat:


Das Pferd sofort von der Weide holen.


Dem Pferd den Zugang zu Wasser ermöglichen.


Tierarzt anrufen.


Proben der Giftpflanze mit Handschuhen einsammeln und dem Tierarzt zeigen.


Bei dem Pferd auf Symptome einer Vergiftung achten.
Wie stark die Vergiftung bei Ihrem Pferd auftritt, hängt von der Art der Pflanze und der aufgenommenen Menge ab. Wenn Ihr Pferd über einen längeren Zeitraum von einer Giftpflanze frisst, zeigen sich die gesundheitlichen Schäden oftmals erst Monate später. In diesem Fall ist eine Rückverfolgung für die Bestimmung der Pflanzenart kaum mehr möglich. Das erschwert dem Veterinär die richtige Behandlung. Aus diesem Grund sind regelmäßige Kontrollgänge auf der Pferdekoppel die beste Vorbeugung.
Quellen: Botanikus.de, Giftpflanzen für Pferde und Wikipedia.org, Pyrrolizidinalkaloide und Botanikus.de, Greiskraut und Wikipedia.org, Schwarzes Bilsenkraut und Wikipedia.org, Gundermann und Wikipedia.org, Acker-Schachtelhalm und Botanikus.de, Hundspetersilie
Als Amazon Partnerin verdiene ich mit qualifizierten Verkäufen.